1967/1968 12. Spieltag: FC Karl-Marx-Stadt - FC Carl Zeiss Jena 0:4

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Spieldaten
Wettbewerb DDR-Oberliga, 12. Spieltag
Saison Saison 1967/1968, Hinrunde
Ansetzung FC Karl-Marx-Stadt - FC Carl Zeiss Jena
Ort Ernst-Thälmann-Stadion
in Karl-Marx-Stadt
Zeit Sa. 16.12.1967 14 Uhr
Zuschauer 7.000
Schiedsrichter Rudi Glöckner (Markranstädt)
Ergebnis 0:4
Tore
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Trikotfarben
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Karl-Marx-Stadt
Joachim Gröper
Claus Rüdrich, Fritz Feister, Peter Müller, Albrecht Müller
Klaus Kreul, Eberhard Schuster
Frank Sorge, Manfred Lienemann, Dieter Erler, Eberhard Vogel
Trainer: Horst Scherbaum
Trikotfarben
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Trikotfarben
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Jena
Wolfgang Blochwitz
Heinz Marx, Peter Rock, Michael Strempel, Jürgen Werner
Gerd Brunner, Rainer Schlutter
Udo Preuße, Peter Ducke, Dieter Scheitler, Roland Ducke
Trainer: Georg Buschner

Spielbericht

Scheitler (zweifacher Torschütze gegen Feister

Jenas imponierende Elf erteilte dem Meister eine bittere Lektion

Wenn die Zeiss-Städter diesen in seiner Höhe - und in der cleveren Art und Weise, wie er herausgespielt wurde - sensationellen Sieg mit Fug und Recht als den bisher wertvollsten in dieser Saison bezeichneten, durfte man ihnen durchaus beipflichten. Deshalb, weil derart klare Resultate in den Begegnungen unserer Spitzenmannschaften relativ selten sind; weil das 0:4 die erste Heimniederlage für den FCK in dieser Serie bedeutete; weil es dem FC Carl Zeiss gelang, den mit aller Macht um den Anschluß zur Spitzengruppe bestrebten Meister mit einer für ihn demoralisierenden Niederlage in die Schranken zu verweisen, und weil schließlich nach den Ergebnissen des 12. Oberligaspieltages, eine Runde vor Abschluß der ersten Halbserie, der inoffizielle Halbzeitmeistertitel für die Männer um Kapitän R. Ducke bereits feststeht. Ein großer Tag für den FC Carl Zeiss also, an den sich die Jenaer sicher noch lange gern erinnern werden!

Nicht so der FCK. Ganz sicher nicht! 45 Minuten suchten die Gastgeber die Entscheidung in einer stark offensiv geführten Partie für sich zu erzwingen. Es wäre unbillig, ihren in dieser Hinsicht an den Tag gelegten Eifer zu tadeln. Aber schon in der besten Zeit der Karl-Marx-Städter war eins nicht zu übersehen: Die Elf lebte nicht von jener gefälligen wie produktiven spielerischen Linie, die sie im Vorjahr zum Titelgewinn führte. Sie besaß kein wirksames taktisches Konzept, überstürzte ihre Aktionen im Angriff wie in der Abwehr, suchte den Erfolg vornehmlich mit Schneid und Bravour. Mehr als einmal fühlte man sich um Wochen und Monate zurückversetzt, als den Gastgebern in ihrem ersten Europapokalspiel der Landesmeister vom belgischen Titelträger eine ähnlich bittere Lektion in Sachen defensivbezogenes Angriffsspiel erteilt wurde. Nun verfügt zwar der FC Carl Zeiss bei weitem noch nicht über die spielkulturellen Qualitäten Anderlechts, erst recht nicht über eine solche Vielzahl an Spielerpersönlichkeiten, wie sie in den Reihen der Belgier standen, aber er wußte den blitzschnellen, dynamischen Konterangriff über P. Ducke und Scheitler mit ebensolcher Klugheit und Exaktheit zu führen wie seinerzeit Mulder und van Himst. Und abermals fand der FCK keine Gegenmittel um ein spielerisches wie resultatmäßiges Debakel zu verhindern.

Gegen die Zeiss-Städter bestätigte sich die gegenwärtige Leistungsschwäche des Meisters, der sich sowohl auswärts als auch in heimischer Umgebung nicht mehr im erforderlichen Maße erfolgreich in Szene zu setzen vermag. Auch Erlers unermüdlicher Tatendrang sowie Vogels kämpferischer Einsatz kann die gegenwärtigen Schwächen in der Elf nicht überdecken. Gegen Jenas Konterkonzept entblößten Feister und A. Müller geradezu sträflich leichtsinnig ihre Deckung, im Mittelfeld ging vom planlos abspielenden Kreul (er schied in der 65. Minute mit einer Knieverletzung aus), von Rüdrich und Schuster nicht die geringste Wirkung aus, während Lienemann vom energischen Preuße mühelos zum Statisten degradiert wurde. Die Kraftlosigkeit seiner Spielweise wurde schließlich für den ganzen FCK verbindlich, als die Gäste zu Beginn der zweiten Spielhälfte die endgültige Entscheidung zu ihren Gunsten herbeiführten.

In seinen bisherigen sechs Heimspielen hatte der Meister immerhin schon 17 Treffer erzielt. Trainer Buschner ging denn auch nicht das geringste Risiko ein. Er orientierte seine kompromißlose, jedes Risiko scheuende Abwehr auf hautnahe Manndeckung und beließ Rock als Libero, als letzten Mann, im Zentrum. Diese Maßnahme bewährte sich in jeder Spielphase, denn wo immer auch Schuster, Sorge, Lienemann oder Vogel den Weg zum gegnerischen Tor suchten, so oft sie sich auch im Positionswechseln übten, ihre unerbittlichen Bewacher wurden sie nicht los.

Buschner weiß um die athletischen Voraussetzungen seiner Deckungsspieler, um ihre Vitalität. Ganz gleich, ob es sich um Rock, Werner, Strempel, Brunner, Preuße oder Schlutter handelte, sie verfügen über die konditionellen Mittel, auf unseren Oberligaspielplätzen jedes Tempo mitzugehen, ja, es nach ihrer Vorstellung auch entsprechend zu variieren. Beim FC Carl Zeiss ist der Prozeß nicht mehr zu übersehen, daß sich die Elf vom Grundprinzip des Safety first mehr und mehr zu einer spielerischen Linie hinentwickelt, die beiden Komponenten in gleich guter Weise verbindet: Elastizität, Risikolosigkeit in der Abwehr und torgefährlichen, produktiven Zuschnitt im Angriff auf der Basis überlegten, systemvollen Mittelfeldspiels.


Die Zeiss-Städter begingen nicht den Fehler nach der Abwehr gegnerischer Angriffe mit dem Leder zu tändeln, es leichtfertig preiszugeben. Der Abwehraktion folgte sofort der weiträumige Flugball in die entblößten Räume des FCK, zumeist von R. Ducke geschlagen, der mit Abstand der beste, effektvollste Mann auf dem Feld war. Wenn die Gastgeber schon den Kardinalfehler begingen, den Wirkungsbereich R. Duckes nicht im erforderlichen Maße einzuengen, so mußten sie zumindest ihre ganze Aufmerksamkeit auf Jenas Angriffsspitzen verlegen. Daß sie auch diese Unterlassungssünde begingen, schlug sich in Toren gegen den Meister nieder, die - jedes auf seine Art - deprimierten.

Spieler des Tages in der FUWO war Roland Ducke .

Zum Schiedsrichterkollektiv: Glöckner verschaffte sich Respekt dadurch, daß er zunächst auch die kleinste Unkorrektheit sofort unterband, es an Ermahnungen und einer Verwarnung für Strempel auch nicht fehlen ließ. Bei Vogels Nachschlagen gegen Marx (89.) zeigte er sich dann aber inkonsequent. Der Karl-Marx-Städter verdankte es nur der Nachsicht des Unparteiischen, daß er nicht mit einem Feldverweis bestraft wurde.

(Günter Simon in "Die Neue Fußballwoche" vom 19. Dezember 1967)

Reserven : 4:0 - Jena : Keller , Franke , Störzner , Schmidt , Rosenbaum , Pfannschmidt , Wuttke , Milas , Dreier , Hadersbeck , Brambor - Tore : Haubold , Blechschmidt , Broß (F) , Winkler