1976/1977 FDGB-Pokal Viertelfinale Rückspiel: FC Carl Zeiss Jena - BSG Stahl Riesa 3:1

Aus FCC-Wiki - Wiki vom FC Carl Zeiss Jena
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Spieldaten
Wettbewerb FDGB-Pokal, Viertelfinale Rückspiel
Saison Saison 1976/1977
Ansetzung FC Carl Zeiss Jena - BSG Stahl Riesa
Ort Ernst-Abbe-Sportfeld
Zeit Mi. 22.12.1976 17:00 Uhr
Zuschauer 7.000
Schiedsrichter Manfred Bahrs (Leipzig)
Ergebnis 3:1
Tore
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Jena (weiß-gelb)
Hans-Ulrich Grapenthin
Ulrich Oevermann
Gert Brauer, Lothar Kurbjuweit, Andreas Krause
Rüdiger Schnuphase, Uwe Neuber, Dietmar Sengewald (58. Peter Ducke)
Klaus Schröder, Thomas Töpfer, Eberhard Vogel

Trainer: Hans Meyer

Riesa (schwarz-rot)
Reiner Köpnick
Reinhard Hauptmann
Wolfgang Schremmer, Klaus Schlutt, Klaus Härtel
Frank Schuster, Bernd Runge, Wolfram Meinert (85. Andreas Wolf)
Jürgen Hönicke, Thomas Börner, Matthias Blaseck (58. Schröder)

Trainer: Günter Guttmann

Spielbericht

Nicht nur Tore mit Gütezeichen

Die Tore, die da am Mittwochabend im Jenaer Stadion fielen, sie hatten alle in Vorbereitung oder Vollendung oder in beidem Gütezeichen. Da setzte erst Kurbjuweit, der schon zuvor in der 14. Minute bei einem Freistoß den Beifall herausgefordert hatte, einen 20-Meter-Volleyschuß aus halbrechter Position in den rechten Dreiangel des Riesaer Tores, wie man ihn nicht allzuoft zu sehen bekommt. Dann dribbelte Brauer aus dem Mittelfeld heraus an drei Riesaern vorbei, schoß aus spitzem Winkel flach und scharf den Ball so mit Effet an den hinteren Pfosten des Riesaer Tores, daß er unhaltbar über die Linie sprang. Und schließlich bereitete Vogel mit einem raffiniert an der Mauer vorbeigedrehten Freistoß das dritte, für Jena alles entscheidende Tor vor, das dann im Nachsetzen Töpfer aus dem Gedränge heraus erzielte. Aber auch der Riesaer Treffer, durch Doppelpaß zwischen Börner und Hönicke vorbereitet, war in Entstehung und Vollendung (präziser Flachschuß Hönickes in die lange Ecke) einen Gütestempel wert.

Nicht nur die Tore machten diese Viertelfinalbegegnung, über der ja nach dem Riesaer Hinspiel (1:0 für Stahl) sowieso die größte Spannung lag, gutklassig. Was da vor allem die Jenaer an weiträumigen, zügigen Aktionen, an überraschenden Vorstößen aus dem Mittelfeld und der Abwehr heraus, auch an Einzelleistungen boten, ließ von Müdigkeit am Ende der aufgabenreichen Halbserie nichts verspüren. Brauer unterstrich seine blendende Leistung beim Tor mehrmals, die jungen Oevermann, Neuber, Schröder und Töpfer bestätigten ihre Fortschritte, aber auch Krause, in den Punktspielen bisher nur als Einwechsler eingesetzt, spielte selbstbewußt sein technisches Können aus. Dazu hatte der Jenaer Angriff in Vogel einen nimmermüden, schußfreudigen Dränger, aus dessen Initiative so manche brenzlige Situation vor dem Riesaer Tor entstand.

"Ich glaube, es war ein sehr interessantes Spiel", meinte Trainer Hans Meyer in seinem Resümee. Daß es auch außerordentlich spannend verlief, war auch das Verdienst der Riesaer. Sie ließen sich von Tempo und Angriffsdruck der Jenaer, von deren 2:0-Führung nicht kopflos machen, suchten aus ihrer aufopferungsvoll und gut organisiert kämpfenden Abwehr heraus das eigene Spiel und bekamen ihre Chancen. Härtel und Hauptmann nutzten jede Gelegenheit, nach vorn zu gehen, und wenn der junge Hönicke auf dem rechten Flügel anzog, war mehr als einmal Gefahr für das Jenaer Tor gegeben. Da zeigten sich auch die Schattenseiten des unbedingten Jenaer Offensivspiels, dem doch ein wenig die Grundlage einer souveränen Abwehrarbeit fehlte. Jedenfalls durfte sich Grapenthin auch in den Schlußminuten mit prächtigen Paraden auszeichnen. Eine Minute vor dem Abpfiff noch drehte er den Ball nach einem Runge-Prachtschuß von der Strafraumgrenze gerade so um den Pfosten zur Ecke. Und ein zweites Riesaer Tor wäre ja das Aus für Jena gewesen!

(Otto Pohlmann in "Die Neue Fußballwoche" vom 28. Dezember 1976)