1979/1980 FDGB-Pokal Viertelfinale: FC Hansa Rostock - FC Carl Zeiss Jena 1:2
Spieldaten | |
Wettbewerb | FDGB-Pokal, Viertelfinale |
Saison | Saison 1979/1980 |
Ansetzung | FC Hansa Rostock - FC Carl Zeiss Jena |
Ort | Ostseestadion in Rostock |
Zeit | Sa. 22.12.1979 13:00 Uhr |
Zuschauer | 18.000 |
Schiedsrichter | Klaus Scheurell (Wusterhausen) |
Ergebnis | 1:2 |
Tore | |
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Aufstellungen
- Rostock
- Karl-Heinz Aul
- Jürgen Uteß
- Gerd Kische, Norbert Wollschläger, Uwe Bloch
- Mischinger, Juri Schlünz, Axel Schulz
- Rüdiger Kaschke, Rainer Jarohs, Christian Radtke
Trainer: Harry Nippert
- Jena
- Hans-Ulrich Grapenthin
- Rüdiger Schnuphase
- Gert Brauer, Konrad Weise, Wolfgang Schilling
- Andreas Krause, Lothar Kurbjuweit, Dietmar Sengewald (84. Lutz Lindemann)
- Martin Trocha, Jürgen Raab, Eberhard Vogel
Trainer: Hans Meyer
Spielbericht
Jena machte das Dutzend voll
Erfahrung ist ein Faustpfand, mit dem sich wuchern läßt. Gegen Jenas gestandene Elf konnte Hansa damit nicht aufwarten. Wie sollte der souveränste aller Liga-Spitzenreiter mit einem Durchschnittsalter von 22,8 Jahren auch? Dennoch müssen die Trainer Nippert und Heinsch ganze Arbeit geleistet haben, denn die Gastgeber schienen auf die Minute physisch und psychisch in bemerkenswerter Verfassung zu sein. "Wir waren auf diesen Test mit der Oberliga-Spitze aus. Jetzt wissen wir, zumindest in konditioneller Hinsicht volle neunzig Minuten mithalten zu können", urteilte Harry Nippert.
Schon nach 50 Sekunden fiel der Funken ins Pulverfaß, als Jarohs aus spitzem Winkel das Leder aus einem 18-Meter-freistoß direkt verwandelte. Ins kurze Ecke, noch an zwei Zeiss-Spielern vorbei, ehe Grapenthin die Gefahr richtig erkannt hatte! "Ein unmögliches Tor, aber danach waren wir hellwach. Jetzt wußte jeder, was die Glocke geschlagen hatte", resümierte Hans Meyer. In der Tat, Hansa spürte seine Chance, Jena die Herausforderung einer zu allem entschlossenen Liga-Elf.
Und selbst wenn mir der Härtestil beider Mannschaften nicht behagte (27:22-Freistöße), drei weitere Verwarnungen für Kische, Bloch und Raab waren eigentlich unumgänglich - Jena setzte auf die richtige Karte. Die Elf störte konsequent auf jedem Fleck, unterband die Spielentwicklung der Rostocker, zwang den Liga-Vertreter in den Kampf hinein, auf den sich die Gäste besser verstanden! Kaschke und Radtke, Flügelstürmer ohne Durchschlagskraft, unterstützten die fleißigen Bemühungen von Jarohs viel zu wenig. Sich aus der hautnahen Deckung freizuspielen und noch präzise zu kombinieren, fiel auch der talentierten Mittelfeldreihe der Ostseestädter immer schwerer. Der Gedanke, eine der kompaktesten, cleversten Abwehrreihen der höchsten Spielklasse doch hin und wieder in Verlegenheit gebracht zu haben, kann für Hansa viel bedeuten. Angesichts des effektiveren Stils der Thüringer, ihrer Fähigkeit, blitzschnell und erfolgreich zu kontern, lag das Halbfinale nicht in reichweite der Hausherren. 16mal hatten beide Klubs bisher das Viertelfinale erreicht. Nun machte Jena das Dutzend voll, denn zwölfmal seit 1949 unter den letzten vier im Cup zu sein, darauf kann keine andere Mannschaft verweisen.
"Das Gefühl, zwei attraktive Tore geschossen zu haben, freute uns am meisten", so Zeiss-Trainer Helmut Stein. Zum Ausgleich leisteten Schnuphase und Krause die Vorarbeit, das Siegestor bereiteten Sengewald und Raab überlegt vor. Gegen die Schüsse aus Nahdistanz war Aul machtlos. Ein Lob für eine Menge beherzter, mutiger Paraden darf dem Hansa-Schlußmann jedoch auf jeden Fall gezollt werden. Er verhinderte schon vor dem Pausenpfiff eine durchaus mögliche Jenaer Führung. Bei 6:12 (2:7)-Torschüssen und 2:7 (1:5)-Chancen zugunsten der Gäste, die endlich auch einmal auswärts überzeugten, ist unschwer zu ermessen, wie konzentriert Aul zu sein hatte.
Das Spiel und den Kampf, Durchschlagskraft und Torgefährlichkeit trugen bei Jena sechs, sieben Spieler ganz besonders, beim FC Hansa nur drei oder vier mit echter Wirkung. Daraus resultierte Jenas verdienter Sieg in einem gutklassigen Kampf.
(Günter Simon in "Die Neue Fußballwoche" vom 27. Dezember 1979)