1980/1981 06. Spieltag: FC Vorwärts Frankfurt/Oder - FC Carl Zeiss Jena 1:2
Spieldaten | |
Wettbewerb | DDR-Oberliga, 6. Spieltag |
Saison | Saison 1980/1981, Hinrunde |
Ansetzung | FC Vorwärts Frankfurt/Oder - FC Carl Zeiss Jena |
Ort | Stadion der Freundschaft in Frankfurt/O. |
Zeit | Sa. 27.09.1980 15:00 Uhr |
Zuschauer | 10.000 |
Schiedsrichter | Gerhard Bude (Halle) |
Ergebnis | 1:2 |
Tore |
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Aufstellungen
- Frankfurt/Oder
- Karl-Heinz Wienhold
- Christoph Ringk
- Ralph Probst, Gerd Schuth, Frank Geyer
- André Jarmuszkiewicz (55. Lothar Enzmann), Frieder Andrich (60. Jürgen Theuerkorn), Horst Krautzig
- Harald Gramenz, Ralph Conrad, Lutz Otto
Trainer: Gerhard Reichelt
- Jena
- Hans-Ulrich Grapenthin
- Rüdiger Schnuphase
- Wolfgang Schilling, Konrad Weise, Lothar Kurbjuweit
- Gerhardt Hoppe, Andreas Krause (54. Dietmar Sengewald), Lutz Lindemann
- Thomas Töpfer (77. Andreas Bielau), Jürgen Raab, Eberhard Vogel
Trainer: Hans Meyer
Spielbericht
Vogel, immer wieder Vogel
Er beschäftigt die Journalisten (und vor allem seine Kontrahenten) schon seit fast zwei Jahrzehnten (und ich wünsche mir, daß das noch ein Weilchen so bleibt), bringt sich immer wieder nachhaltig ins Gespräch, sorgt auf wirklich eindrucksvolle Weise dafür, daß der langen Kette seiner fußballerischen Glanztaten immer wieder ein Glied angefügt werden kann: Eberhard Vogel. Auch gegen den FCV war er, neben dem kaum jüngeren Grapenthin, der Mann des Tages. Einen Treffer erzielte er selbst, es war sein sechstes Saisontor, ehe er schließlich Schnuphase den Weg zu dessen siebenten Streich ebnete. Anerkennung schwang in Erich Hamanns Worten mit, die dennoch wie ein Stoßseufzer klangen: "Wir hatten eben keinen Vogel!"
Als der Spitzenreiter schon in der Anfangsphase in Führung ging, da mußten die FCV-Anhänger um ihre Mannschaft fürchten. Der FC Carl Zeiss schien hervorragend aufeinander abgestimmt zu sein; wenn Schnuphase nach vorn eilte, sicherte Weise, und eine ähnliche Aufgabenteilung war auf fast allen Positionen zu beobachten. Die Gäste gewannen nahezu alle Zweikämpfe, wirkten wuchtiger, drangvoller, selbstbewußter.
Ob dann aus diesem (schönen) Selbstbewußtsein (unschöne) Selbstsicherheit wurde, oder ob der FCV den Fehdehandschuh des Kampfes aufnahm, entsprechend parierte, Überlegenheit erzielte, schwierig ist das, hier Wirkung und Gegenwirkung genau zu unterscheiden. Auf alle Fälle: Einige der Jenaer waren wohl der irrigen Auffassung, nach diesem Wunschauftakt vollziehe sich alles Weitere sozusagen im Selbstlauf. Aus ihrer Zurückhaltung, was einigermaßen vornehm umschrieben ist, wurde Inaktivität. Das gab Krautzig die Möglichkeit, das Duell gegen Lindemann allein schon in läuferischer Hinsicht für sich zu entscheiden ebenso wie Jarmuszkiewicz (diesen jungen Mann sollte man weiter klug führen, wobei er auch hart an sich arbeiten muß) Krause in der spielerischen Ausstrahlung klar übertraf. Die Folge: Vorwärts verdaute den Schock des schnellen 0:1 in sehenswerter Manier, fand über den Kampf zum Spiel, erzielte nicht nur den Ausgleich, sondern Überlegenheit (siehe Torschüsse, Eckbälle). Auch als die Rot-Gelben in einem für sie psychologisch unglücklichen Zeitpunkt erneut in Rückstand gerieten, demonstrierten sie ihre moralischen und spielerischen Qualitäten. Allerdings hatte da wohl die Kabinenpredigt Hans Meyers beim Spitzreiter Früchte getragen: die Jenaer beschränkten sich nicht mehr nur darauf, aus der Abwehr heraus zu schlagen, lediglich zu reagieren, sie suchten in dieser Phase ebenfalls das Spiel. Die Zuschauer hatten den Nutzen davon, erlebten eine sehenswerte Begegnung.
So stark der FCV auch wirkte, er scheiterte im Abschluß nicht nur an Grapenthin. Wer keine Varianten (über die Flügel, mit Hilfe des Doppelpasses u.a.) findet, statt dessen die Bälle hoch in den Strafraum schlägt, dem Partner damit entgegen kommt, dessen Stärken noch stärker werden läßt, der darf sich nicht wundern, wenn er trotz seiner Feldüberlegenheit unterliegt. Die Lehren für das EC-Treffen am Mittwoch liegen auf der Hand...
Zum Schiedsrichterkollektiv: Eine betont faire Partie, sieht man einmal davon ab, daß Kurbjuweit zu viele Bagatellfouls verübte. Die Haltung der Spieler war auch Budes Verdienst, der in jeder Hinsicht geradezu souverän wirkte. Eine tadellose Teamleistung der Männer in Schwarz.
(Klaus Schlegel in "Die Neue Fußballwoche" vom 30. September 1980)
Nachwuchs: 0:1 , Tor : J. Burow
Jena : Runkewitz , Pohl , Rode , Kulb , Kahnt , Schakau , Oevermann , Pittelkow , Trocha (70. Brückner) , J. Burow , U. Burow ( 85. Dern ) / Tr.: Thomale