1978/1979 FDGB-Pokal Achtelfinale: SG Dynamo Dresden - FC Carl Zeiss Jena 5:0
Spieldaten | |
Wettbewerb | FDGB-Pokal, Achtelfinale |
Saison | Saison 1978/1979 |
Ansetzung | SG Dynamo Dresden - FC Carl Zeiss Jena |
Ort | Dynamo-Stadion in Dresden |
Zeit | Sa. 04.11.1978 14:00 Uhr |
Zuschauer | 23.000 |
Schiedsrichter | Siegfried Kirschen (Frankfurt/Oder) |
Ergebnis | 5:0 |
Tore |
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Aufstellungen
- Dresden
- Claus Boden
- Hans-Jürgen Dörner
- Christian Helm, Udo Schmuck, Gerd Weber
- Andreas Trautmann, Reinhard Häfner (67. Andreas Schmidt), Hartmut Schade
- Rainer Sachse, Peter Kotte, Gert Heidler
Trainer: Gerhard Prautzsch
- Jena
- Hans-Ulrich Grapenthin
- Rüdiger Schnuphase
- Gert Brauer, Konrad Weise, Uwe Neuber (62. Dietmar Sengewald)
- Lothar Kurbjuweit, Gerhardt Hoppe, Lutz Lindemann
- Martin Trocha, Thomas Töpfer (46. Jürgen Raab), Eberhard Vogel
Trainer: Hans Meyer
Spielbericht
Ideenvolle Spielführung hier, unbewegliche da
Bei aller Unausgeglichenheit, die auch über der Dresdener Mannschaft selbst in ihren Heimspielen dieser Saison lag, Zu-null-Ergebnisse dieser Größenordnung gab es im Dynamo-Stadion schon mehrere. Erinnern wir uns an die Punktspiele gegen den HFC Chemie (5:0), gegen den 1. FC Lok (6:0) und an das Mittwoch-Europacupspiel gegen Bohemians Dublin (6:0). Doch dieses 5:0 in der Spitzenpaarung der Achtelfinalhinspiele, das für das Rückspiel kaum Spannung übrig läßt, ist wohl doch etwas anders einzuordnen. Eben als Spitzenspiel zwischen zwei Mannschaften im Vorderfeld der Oberligatabelle, und nicht zuletzt auch als eines zwischen Vertretungen, die ein Auswahlreservoir für den DFV sind. Und auch deswegen fielen die Unterschiede so sensationell aus.
Auf wirkungsvolles Jenaer Konterspiel, das ja in Anbetracht der Favoritenstellung der Dresdener Gastgeber einzuplanen war, wartete man vergebens. Von Einzelaktionen Vogels abgesehen, hatten die Jenaer dafür schon an Stürmern nichts zu bieten. Weder Trocha noch Töpfer, dem in der 15. Minute die einzige große Chance der Jenaer in der ersten Hälfte winkte, sie aber mit einem undiskutablen Schuß vergab, hatten bei den zweikampfstarken, schnelleren, stellungssicheren Gegenspielern auf der Dresdener Seite etwas zu bestellen. Und unentschlossenes Hin- und Hergeschiebe des Balles im Mittelfeld war auch nicht dazu angetan, einmal Räume gegen den stets im Vorwärtsgang befindlichen Gegner zu nutzen. Entsprechend sah die Torschußstatistik der Zeiss-Elf aus. Ein Versuch (von Töpfer) in der ersten Hälfte, drei in der zweiten, obwohl da Raab etwas mehr Dampf in die Angriffsreihe brachte. Und eine Riesenchance für Hoppe in der 62. Minute. Fünf Meter vor der Torlinie schoß er nicht, sondern schob Ball und Verantwortung weiter nach links, und da war wieder alles dicht gemacht.
Mit sehenswerten Schüssen nutzten die Dresdener ihr ideenvolles, aus allen Reihen mit Angriffswirkung angereichertes Spiel zum über alles Erwarten hohen Sieg. Ihnen war kein Mittwoch-Europacupspiel anzumerken, allenfalls im positiven Sinn, im Selbstbewußtsein, mit dem sie sich im Zweikampf behaupteten, ihre Kombinationen aufzogen und schließlich schossen, daß es eine Freude war. Dörner konnte bei der geringen gegnerischen Angriffskraft seine Regisseurqualitäten ganz und gar ausspielen, und mit den aufrückenden Spielern aus den hinteren Reihen schufen die Gastgeber so viele Überraschungsmomente, daß die ersten beiden Tore von Weber und Schmuck schon ganz und gar kein Zufall, sondern folgerichtig waren. Die Unbeweglichkeit in der Spielführung, von der Jenas Trainer Hans Meyer sprach, zeigte sich auch darin, daß die Zeiss-Abwehr durch den frühen Schaden nicht klug wurde, das Mittelfeld kaum einmal seinen Deckungsaufgaben in Strafraumnähe gerecht wurde.
Sachses wuchtiger Kopfball in der 58. Minute nach einer Eingabe Häfners klärte schon endgültig - wohl auch für das Rückspiel - die Fronten. Kottes Foulstrafstoß war dann für Grapenthin ebensowenig zu halten. Bei Schades Treffer allerdings unterlief dem sonst tadellosen Jenaer Schlußmann der einzige schwerwiegende Fehler. Unter dem Körper hindurch rutschte ihm der Ball über die Linie. Häfners Ausscheiden in der 67. Minute - der Auswahlspieler knickte um, so daß eine alte Fußverletzung ein Weiterspielen unmöglich machte - änderte nichts an der spielerischen Überlegenheit der Dynamo-Elf. Kotte, unaufhörlich Platz schaffend für seine Mitspieler, hatte selbst noch eine Großchance, das Ergebnis dem Dubliner gleich zu machen.
Psychologie mit im Spiel?
Die Fakten dieses Spitzenspiels des Achtelfinales waren so eindeutig überraschend, der Unterschied zwischen der Dresdner Dynamo-Elf und der Jenaer so groß, daß man noch nach anderen Gründen als solchen der Athletik, des technischen Könnens, der strategischen Fähigkeiten und anderem, was die mannschaftliche Wirkung ausmacht, suchen muß.
"Am Ende einer Woche mit drei Auswärtsspielen steht nun diese Niederlage, die uns praktisch schon aus dem Wettbewerb wirft"", konstatierte Jenas Trainer Hans Meyer und räumte gleichzeitig ein, daß ihm vielleicht ein Denkfehler unterlaufen sei, als er annahm, mit relativ frischen Spielern nach den Kämpfen in Berlin beim BFC (0:1 am Sonnabend zuvor), vor allem aber nach dem kräftezehrenden UEFA-Cup-Kampf in Duisburg, der mit dem enttäuschenden 0:3 in der Verlängerung endete, in Dresden besser zu fahren. Immerhin setzte er ja mit Kurbjuweit, Neuber, Töpfer, Hoppe Spieler ein, die teils in Duisburg, teils in Berlin nur eingewechselt oder gar nicht dabei waren. Aber das zahlte sich nicht aus. Die Mängel, die daraus entstanden, daß die Aktiven nach längeren Pausen noch nicht wieder genügend oder gar nicht (Hoppe, Neuber) eingespielt waren, wogen schwerer als die relative körperliche Frische.
Ein gut Teil Psychologie mag wohl auch mitgespielt haben, daß das Resultat so eindeutig wurde. Für eine Dresdener Mannschaft, die auf einen selbstbestätigenden Europapokalsieg über Bohemians Dublin aufbauen konnte, sich durch ihre Tore in der 24. und 32. Minute nach nur anfänglichen Schwierigkeiten in ihrer ganz auf Angriff orientierten Spielweise bestärkt sah. "Die Jenaer?" fragte sich auch Gert Heidler dagegen. "Denen wird wohl Duisburg nicht nur in den Beinen, sondern auch in den Köpfen gesteckt haben." Nicht von Anfang an, meinen wir, wohl aber, als mit den Toren von Weber und Schmuck die Entscheidung vorausbestimmt war. So viel Hemmungen, Unentschlossenheit, Zaghaftigkeit sind sonst nicht Sache der Jenaer Elf. "Im Rückspiel geht´s darum, das Gesicht zu wahren", meinte Hans Meyer noch.
Die Dresdener Zuschauer aber fiebern schon einem Höhepunkt dieses Oberligajahres entgegen. Dynamo Dresden-BFC Dynamo am 2. Dezember. Der Lautsprecherhinweis am Ende des Pokalsonnabends im Dynamo-Stadion löste ein großes Raunen aus. Sicher auch daraufhin wollte Trainer Gerhard Prautzsch von einer Formsache des Pokalrückspiels in Jena am 18. November nichts wissen. Das psychologische Hoch seiner Elf dort vielleicht durch Lässigkeit gefährden lassen?
(Otto Pohlmann in "Die Neue Fußballwoche" vom 7. November 1978)
Drittes Pokalauswärtsspiel
Das 3.Spiel auswärts im Pokal wurde zum Desaster . Dynamo in allen Belangen überlegen . Im Dresdner Kreisel wurde es dir Angst und Bange um Carl Zeiss . Mit dem 0:5 , was die Rückspielhoffnung nicht mehr zulässt , waren wir noch gut bedient . Jena hatte das EC-Spiel von Duisburg nicht so gut verkraftet , wie Dresden sein Heimspiel gegen Dublin .
A.S.