1975/1976 EC III 3. Spiel: FC Carl Zeiss Jena - Stal Mielec 1:0
Spieldaten | |
Wettbewerb | EC III, 2. Runde Hinspiel |
Saison | Saison 1975/1976 |
Ansetzung | FC Carl Zeiss Jena - Stal Mielec |
Ort | Ernst-Abbe-Sportfeld |
Zeit | Mi. 22.10.1975 17:30 |
Zuschauer | 22.000 |
Schiedsrichter | Zdenek Jelinek (CSSR) |
Ergebnis | 1:0 |
Tore |
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Aufstellungen
- Jena
- Hans-Ulrich Grapenthin
- Helmut Stein
- Harald Irmscher, Konrad Weise
- Ulrich Göhr (41. Andreas Wachter), Rainer Schlutter, Lothar Kurbjuweit, Dietmar Sengewald
- Klaus Schröder, Peter Ducke, Eberhard Vogel
Trainer: Hans Meyer
- Mielec
- Zygmunt Kukla
- Edward Bielewicz
- Krzysztof Rzesny, Marian Kosinski, Ryszard Per
- Wlodzimierz Gasior (69. Jerzy Krawczyk), Henryk Kasperczak, Zbigniew Hnatio, Edward Oratowski
- Grzegorz Lato, Ryszard Sekulski
Trainer: Edmund Zientara
Spielbericht
An Weises Klasse zerbrach auch Lato!
Auf den erlösenden Treffer durch Kurbjuweit, Jenas 75. in der bisherigen Europapokalbilanz, mußten die 15000 allzulange warten. "Stal absolvierte die 90 Minuten in abgeklärter Manier bei hoher Ballsicherheit und ständigen Wechseln im Temporhythmus. Ein erstklassiger Kontrahent!" So Cheftrainer Hans Meyer. Tatsächlich ist Polens gegenwärtiger Tabellenzweiter jener Kategorie von Mannschaften zuzuordnen, die sich im Ernst-Abbe-Sportfeld Respekt verschafften. Von taktischer Starre, von Verzicht auf wuchtige Offensivaktionen weit und breit keine Spur. Bis zum Zeitpunkt des entscheidenden Tores mußte der FC Carl Zeiss seinen Gast vielmehr in mancherlei Hinsicht Zugeständnisse machen: In der geschmeidigen, überlegten Spielregie aus dem Mittelfeld, im individuellen Tatendrang der herausragenden Akteure, in der störungsfreien Abwehrarbeit, die Hektik oder gar Hilflosigkeit von vornherein ausschloß. Stal kam den Vorstellungen vom reibungslosen Teamwork streckenweise sehr nahe!
Im Fehlen des grippeerkrankten Stoßstürmers Domarski sah Stals Cheftrainer mit 44facher Länderspielpraxis Edmund Zientara keinerlei Handicap für seine Elf. "Ich vertraue ihrer Geschlossenheit und Disziplin. Damit werden wir erfolgreich auf Jenas einsatzstarke Angriffsentwicklung reagieren." Worauf der Optimismus Zientaras basierte, zeigte sich bald: Mielec dachte nicht im geringsten daran, sich in die Enge treiben zu lassen! Gestützt auf so erstklassige, ballgewandte und intelligente Spieler wie Hnatio, Kasperczak, Gasior und Per, war die Mannschaft mit dem Rezept, sofort das spielerische Gleichgewicht zu finden, sicherlich am besten beraten.
Imponierend, wie es vor allem der in seiner unwahrscheinlichen Laufbereitschaft an Wirbelwind Szoltisyk erinnernde Hnatio in die Tat umsetzte. Wenn dem FC Carl Zeiss Gefahr drohte, entscheidende Nachteil in Kauf nehmen zu müssen, dann über den quirligen Blondschopf, den Schlutter im Verlauf der ersten 30 Minuten bestenfalls zu Gesicht, niemals jedoch unter Kontrolle bekam. Die unausbleibliche Folge: Mielec koordinierte das Spiel schon in der Abwehr nach eigenen Vorstellungen, löste sich über eine Schaltstation immer wieder und beeindruckte Jena im Elan auf diese Weise spürbar. "Der Reifegrad des Gegners zeigte sich vor allem darin, daß er stets den richtigen Zeitpunkt erkannte, um vom Querpaß auf die deckungsöffnende Steilvorlage umzuschalten, auf die Lato nur lauerte." Dietmar Sengewald bestätigte dem Gast damit völlig zu recht seine strategischen Fähigkeiten!
Am Ende sprachen 14:4 Eckbälle sowie die insgesamt grö0ere Anzahl torgefährlicher Schüsse zwar für den gastgebenden Klub, doch gibt es manche Erklärung dafür, weshalb diese Vorteile nicht in einen überzeugend herausgespielten Erfolg mündeten. Zunächst: Von Sekulski in die Position des rechten Verteidigers gedrängt, suchte und nutzte Irmscher viel zu wenig Möglichkeiten, um von seinen spielgestaltenden Fähigkeiten zu profitieren. Und: Die Synthese zwischen Dynamik im Vorwärtsgang und konstruktiver Spielweise fand im Mittelfeld allein Sengewald über die volle Distanz. "Er kannte keinen Augenblick Stillstand, beschleunigte die Aktionen immer wieder." DFV-Cheftrainer Georg Buschner sah zum zweiten Mal eine überdurchschnittliche Leistung des vielseitig veranlagten Jenaers, an dessen Seite Kurbjuweit mit fortschreitender Zeit jene Explosivität und Entschlossenheit fand, die ihn für die Mannschaft so wertvoll macht. Es überraschte deshalb auch nicht, daß er den Siegestreffer herausholte - mustergültig allerdings vorbereitet von Sengewald mit einem Paß auf den sich links lösenden Wachter. Zu spät jedoch, meinen wir, beherzigten einige Jenaer die Devise, sich kaltblütiger von ihrem Gegner wegzuspielen. Auch Ducke, Vogel und dem nach Halbzeit endlich auftauenden Schröder gelang das gegen Stals nahtlos ineinandergreifenden Abwehrblock viel zu selten.
Worauf Mielec spekulierte, lag auf der Hand: Latos Antrittsschärfe und Torinstinkt nutzen! Der WM-Torschützenkönig von 1974 fand in Weise jedoch seinen Meister. Weise hielt in der Schnelligkeit mit, reagierte souverän auf die in die freien Räume geschlagenen Bälle, bestätigte sich im Zweikampf, ohne ein einziges Foul zu begehen. Um so mehr verwunderte uns Zientaras Meinung, der Jenaer habe gegen Lato "alle erlaubten und unerlaubten Mittel ins Feld geführt". Dazu der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Gerhard Kunze in seiner Funktion als offizieller Beobachter: "Davon kann keine Rede sein - Weise gegen Lato war hier wie da ein Musterbeispiel für sportlich einwandfreies Verhalten." Weise nahm Stal die Hoffnung, über Lato doch noch zum Ausgleich zu erreichen. "Doch selbst in jener Zeit, da Jena pausenlos in der Offensive lag, demonstrierte der Gegner über ihn und Kasperczak Konter-Qualitäten, die stets zu größter Aufmerksamkeit zwangen", urteilte DFV-Generalsekretär Günter Schneider.
Die Art und Weise, wie die polnische Elf die knappe Niederlage hinnahm, läßt darauf schließen: Sie ist sich eines klaren Rückspielsieges und damit des Weiterkommens relativ sicher. Jena kann dieses Vorhaben nur mit einer Einstellung durchkreuzen, die von größerer Homogenität bestimmt ist als am vergangenen Mittwoch. Stal Mielec hat Hans Meyer und seine Männer dahingehend wohl unmißverständlich belehrt.
(Dieter Buchspieß in "Die Neue Fußballwoche" vom 28. Oktober 1975)
Spiel mit Aufsatz
Mein zweites EC-Spiel war das erste mit dem Auto (Vater fuhr) . Das Spiel gegen einige polnische Nationalmannschaftsgrößen der WM 74 erzeugte Hoffnung , vor allem nach der überzeugenden Leistung gegen Marseille . Die Polen waren vor allem gut in der Defensive , Jena rannte ein ums andere Mal an , schaffte aber nur ein Tor . Ob das reichen wird ? Aber die Faszination war übergroß , das ich dieses Spiel in einem Aufsatz verewigte , was mir in Inhalt , Ausdruck und Rechtschreibung 3 Einsen brachte .
A.S.