1977/1978 21. Spieltag: FC Carl Zeiss Jena - 1. FC Magdeburg 1:1
Spieldaten | |
Wettbewerb | DDR-Oberliga, 21. Spieltag |
Saison | Saison 1977/1978, Rückrunde |
Ansetzung | FC Carl Zeiss Jena - 1. FC Magdeburg |
Ort | Ernst-Abbe-Sportfeld |
Zeit | Sa. 22.04.1978 15:00 Uhr |
Zuschauer | 15.000 |
Schiedsrichter | Günter Männig (Böhlen) |
Ergebnis | 1:1 |
Tore | |
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Aufstellungen
- Jena
- Hans-Ulrich Grapenthin
- Rüdiger Schnuphase
- Gert Brauer, Andreas Krause, Lothar Kurbjuweit
- Uwe Neuber, Lutz Lindemann, Dietmar Sengewald
- Jürgen Raab (62. Martin Trocha), Thomas Töpfer, Eberhard Vogel
Trainer: Hans Meyer
- Magdeburg
- Dirk Heyne
- Wolfgang Seguin
- Rolf Döbbelin, Dirk Stahmann, Peter Kohde
- Jürgen Pommerenke, Wolfgang Steinbach (46. Jürgen Ebeling), Axel Tyll
- Joachim Streich, Siegmund Mewes, Rainer Döbbel
Trainer: Klaus Urbanczyk
Spielbericht
Strategenhafte Züge: Lindemann
Dirk Heyne gab Rechtsverteidiger Rolf Döbbelin beim Abgang einen freundschaftlichen, anerkennenden Klaps auf die Schultern. Diese Geste war vielsagend genug: Wir haben ein hier und da von vornherein schon verlorengeglaubtes Spiel doch noch mit einem bemerkenswerten Ergebnis aus dem Feuer gerissen. Sie drückte zugleich aber auch das aus: Lob für den Mut und die Unerschrockenheit, mit der sich die Abwehr unter der geschickten Regie von Libero Seguin im gegnerischen Dauerdruck der zweiten Halbzeit bewährt hatte. Der 1. FCM durfte in der Tat mit sich zufrieden sein.
Die Skeptiker behielten am Ende erfreulicherweise nicht recht: Auch ohne eine Vielzahl bewährter Stammspieler auf beiden Seiten wie Weise, Oevermann, Noack einer- und Sparwasser, Hoffmann, Raugust, Zapf und Decker andererseits demonstrierten beide Mannschaften ansprechenden Fußball. "Jena zweifellos dynamischer, geschlossener als der 1. FCM und mit unerhörtem Ehrgeiz und läuferischem Bemühen bis in die Schlußphase hinein, der Kontrahent aber keinesfalls unüberlegt im Konterstil der ersten 45 Minuten", schätzte Karl-Heinz Benedix, Vorsitzender der Rechtskommission im DFV der DDR, am Ende ein. Jena hätte sich, ausgehend von den deutlichen Spielanteilen, durchaus den Sieg verdient, doch den aufopferungsvoll kämpfenden, durch Steinbachs Verletzungsausfall noch zusätzlich geschwächten Elbestädtern war das 1:1 ebenso zu gönnen!
Strategenhafte Züge trug an diesem Tag vor allem das Spiel eines Mannes: Lutz Lindemann. Dirk Heyne konstatierte später kurz und bündig, aber unbedingt zutreffend: "Man weiß als Torwart nicht, was der Jenaer im Sinne hat - einen täuschenden Paß, einen platzierten Schuß oder einen unberechenbaren Schlenzer." Von Lindemann wurde der baumlange Magdeburger härter gefordert als von allen anderen Jenaer Akteuren; Schnuphase, Kurbjuweit als Abwehrspieler mit offensivem Zuschnitt einbezogen. Er war Tempogestalter, kluger Regisseur und ständiger Anspielpunkt dank unermüdlicher Lauffreude bis zum Schluß in einer Person. Er und der einsatzfreudige Neuber trieben das Spiel ihrer Elf förmlich nach vorn, ohne allerdings die in der eigenen Mannschaft auftretenden Schwächen (Sengewalds zu langsames Auftauen, das mangelhafte Behauptungsvermögen von Raab, Töpfer) letztlich überspielen zu können. An diesem Zwiespalt scheiterte Jena letztlich.
Mit Pommerenkes spürbaren Formanstieg gewann der 1. FCM nach Wiederbeginn vorübergehend an geradlinigem, entschlossenem Zug nach vorn. Doch aus der immer stärker beanspruchten Deckung heraus kam in der Folgezeit zu wenig - auch von Streich, Ebeling, die dem sich unermüdlich abrackernden Döbbel ihre "Schützenhilfe" zu sehr versagten. Die unausbleibliche Folge: Magdeburgs Spiel geriet aus den Fugen - unter die Räder dank der unbändigen Moral und Einsatzbereitschaft aller jedoch nicht, wie es manchmal drohend schien...
Zum Schiedsrichterkollektiv: Männig leitete korrekt, jedoch äußerst großzügig, als er Heynes unsaubere Aktion gegen Raab nach einem Fangfehler tolerierte.
Talentprobe bestanden?
Hans Meyers Gedankengänge und Schlußfolgerungen nach dem Treffen erregten unsere Aufmerksamkeit. "Im direkten Vergleich zwischen den zahlreichen jungen, unerfahrenen Spielern auf beiden Seiten verzeichnete der 1. FCM unübersehbare Vorteile." So der Jenaer Trainer, der dieses pauschale Urteil in erster Linie auf die Duelle zwischen Raab und Kohde einerseits sowie Stahmann und Töpfer andererseits bezogen wissen wollte. Daß die beiden Stoßstürmer der gastgebenden Elf in der Zweikampfhärte und -verträglichkeit deutliche Nachteile in Kauf zu nehmen hatten, die dem gesamten Angriffskonzept abträglich waren, ging auch aus dem Urteil des auf der Tribüne verletzt dem Geschehen folgendem Detlef Raugust hervor: "Beide spielten ebenso wie Döbbelin gegen den ausgefuchsten Vogel mit all jener Forsche, die unsere Mannschaft in den zahlreichen kritischen Situationen benötigte, um mit einem wertvollen Remis über die Runden zu kommen." Eigenschaften also, die Hans Meyer bei dem wiederholt zu inkonsequent zu Werke gehenden 21jährigen Krause ("beim Ausgleich besonders offensichtlich") nicht im gewünschten Maße registrieren konnte.
Niemand kommt sicherlich auf den Gedanken, ein pauschales, endgültiges Urteil über die Leistungsfähigkeit jener zahlreichen Nachwuchskräfte zu treffen, die am Sonnabend oft in den Mittelpunkt des Spiels rückten und Bewährungsmöglichkeiten en gros erhielten. Dem beugte Magdeburgs Cheftrainer Kurt Holke, was die Spieler der eigenen Elf anbelangt, mit einem Satz zu recht vor: "Ihr Einbau in die Mannschaft vollzog sich in einer Phase, die kein allmähliches Eingewöhnen zuließ, sondern an jeden einzelnen sofort härteste Anforderungen stellte. Und sie spielten in verantwortungsvollen Positionen wie diesmal in Jena immer mit dem psychologischen Druck, daß jeder Fehler verhängnisvolle Folgen haben könnte. Unter diesem Aspekt sollte man ihre Leistung zuallererst sehen." Die Feststellung, daß sich vor allem Döbbelin und Stahmann spielerisch noch erheblich abschleifen müssen, um zwischen konsequenter, einsatzbetonter und spielfördernder Einstellung die richtige Relation zu finden, widerspricht dem gewiß nicht!
Uns scheint, als habe der erst 17jährige Döbbel in dieser Richtung den bemerkenswertesten Sprung vollzogen. Um letztmals Hans Meyer zu zitieren: "Er forderte Brauer voll, ohne daß der Abwehrspieler immer die richtigen Mittel fand, um Döbbel zu binden." Was Laufbereitschaft und unermüdliches Hineingehen in den Mann betrifft, gab der Wegbereiter des Magdeburger Ausgleichs auch diesmal zu vielen Hoffnungen Anlaß!
(Dieter Buchspieß in "Die Neue Fußballwoche" vom 25. April 1978)
Nachwuchs: 1:1 , Tore : Prohaska / Goecke
Jena : Zimmermann , Rode (70. Pohl) , Kulb , Schakau , Prohaska , V. Weise , Schlutter , Burow , Roß , Lobeda , Schröder (46. Diener) / Tr.: Thomale
Junioren / Jugend - Jena : Hansa 2:2 / 1:2
1.5. Junioren / Jugend - Magdeburg : Jena 0:1 / 1:0