1977/1978 22. Spieltag: BSG Chemie Böhlen - FC Carl Zeiss Jena 1:4
Spieldaten | |
Wettbewerb | DDR-Oberliga, 22. Spieltag |
Saison | Saison 1977/1978, Rückrunde |
Ansetzung | BSG Chemie Böhlen - FC Carl Zeiss Jena |
Ort | Stadion an der Jahnbaude in Böhlen |
Zeit | Sa. 06.05.1978 15:00 Uhr |
Zuschauer | 6.000 |
Schiedsrichter | Heinz Einbeck (Berlin) |
Ergebnis | 1:4 |
Tore |
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Aufstellungen
- Böhlen
- Freimuth Bott
- Gianfranco Zanirato , Jochen Kunath, Hans-Christoph Müller, Rolf Tröger
- Helmut Friedel (72.Rainer Srodecki), Klaus Havenstein, Friedhelm Schneider (70. Eberhard Köditz)
- Manfred Zaspel, Uwe Ferl, Bernd Hubert
Trainer: Wolfgang Müller
- Jena
- Hans-Ulrich Grapenthin
- Rüdiger Schnuphase ,Gert Brauer, Gerhardt Hoppe, Lothar Kurbjuweit
- Uwe Neuber, Lutz Lindemann, Dietmar Sengewald (75. Martin Trocha)
- Thomas Töpfer, Jürgen Raab, Eberhard Vogel
Trainer: Hans Meyer
Spielbericht
Als sie sich boten, nutzte Jena die Räume
Der erste Beifall galt einem jungen Mann im Chemie-Dress: Uwe Ferl, 18 Jahre, aus den Junioren vom 1. FC Lok nach Böhlen gewechselt. Er brachte in der Startphase (und danach) seinen gewiß nicht unerfahrenen Widerpart Hoppe (erstmals wieder im Zeiss-Dress nach seiner Delegierung aus Gera) mit geschickten Dribblings mehrfach in arge Verlegenheit. Mit seiner Sicherheit am Ball und Mut zum fintenreichen Zweikampf gab er seiner Elf ein Beispiel, wie der Zeiss-Elf beizukommen wäre. Aber Ferls Signal zündete nicht. Chemie, zu betont auf Vorsicht und gelegentliche Konter bedacht, versuchte vorrangig, den Gegner abzublocken, ihm keine Entwicklungsräume zu bieten. Die Spielweise verriet eine Konzeption für ein Remis. Trainer Müller schätzte Lauf- und Schnelligkeitsnachteile seiner Elf dabei sicherlich richtig ein, konnte allerdings nicht ahnen, daß im Bemühen, den Gegner einzuschläfern, seine Elf selbst wegzunicken drohte.
Was sich so - da Jena keine Mittel und Wege fand, die lückenlose Chemie-Abwehr aufzubrechen - 45 Minuten lang tat, war ein treffendes Bild der vielzitierten Frühjahrsmüdigkeit. Zwei ernsthafte Schüsse auf jeder Seite (davon Sengewald 12. und Zaspel 22. an Pfosten und Latte), für 45 Minuten wahrlich eine dürftige Ausbeute. "Da war von Jena viel zu wenig Bewegung und Tempo im Spiel", fand auch DFV-Trainer Armin Werner.
Die Devise, das Spiel "mehr auf die Seiten, auf Durchstöße zur Grundlinie über die Flügel zu verlagern" (so Jenas Cheftrainer Bernd Stange), brachte nach dem Wechsel endlich Bewegung und Farbe ins Spiel, zumal auch Böhlen offenbar durch die Harmlosigkeit der Gäste bis dahin Mut geschöpft hatte. Jedenfalls bot sich Schneider (47.) die Riesenchance zum Führungstreffer, doch völlig frei vor Grapenthin, mußte er vor dessen Reflexreaktion kapitulieren.
Jena beherzigte diese Warnung. Hoppe, Kurbjuweit und Schnuphase verliehen Angriffsimpulse. Und nach dem 1:0 durch Raab, als Böhlen zwangsläufig aus der Abwehr rücken mußte, boten sich den Gästen die Räume, die sie (Vogel, Töpfer, Sengewald) nun auch resolut zu verwirrenden Kombinationen und beherzten Schüssen nutzten. Die Trefferfolge zermürbte Chemie, ließ kaum noch eine Konzeption deutlich werden, "weil im Rückwärtsgang keiner mehr deckte" (Trainer Müller). "Spielsicherer, lauffreudiger holte sich Jena noch einen unerwartet hohen, aber verdienten Auswärtssieg", anerkannte Horst Kühn, offizieller DFV-Beobachter bei dieser Partie.
Zum Schiedsrichterkollektiv: Einbeck zog von Anbeginn die Zügel durch konsequentes Auftreten straff und hatte mit dem Spiel später keinerlei Probleme.
(Horst Friedemann in "Die Neue Fußballwoche" vom 9. Mai 1978)
Nachwuchs: 2:1 , Tore : Hermsdorf , Schön (F) / Schröder
Jena : Zimmermann , Rode , Kulb , Köhler , Schakau , Schlutter , Schmied , V. Weise (70. Prochaska) , Roß , Schröder , Brückner (46. Burow ) / TR.: Thomale
Junioren / Jugend - BFC : Jena 6:0 / 2:1